Akademikersteig (II+)
Der Akademikersteig zählt zu den Klassikern der Kletterrouten im Raxgebiet. Schon im Jahr 1900 von Ed. Pichl, Ed. Gams und F. Panzer begangen und beschrieben, hat diese Kletterroute nichts von ihrem Reiz verloren. Für Profis zwar nicht so interessant, ist jedoch der "Akademiker" für Hobbykletterer immer wieder ein großartiges Erlebnis. Diese Route wird zwar bisweilen im Auf- und auch im Abstieg, wie auch ich wiederholt vor vielen Jahren, seilfrei gegangen, doch es schmälert nicht das Natur- und Klettererlebnis, in einer Seilschaft zu gehen, zumal an manchen Stellen Steinschlaggefahr besteht und einige Stellen doch recht "luftig" sind.
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Brücke beim Weichtalhaus |
Schönbrunnerstiege |
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Sehr früh sind wir schon beim Weichtalhaus. Noch hat es nur +5° vor der Hütte und nach dem Frühstück in Natschbach plagt uns trotzdem der Durst. So stärken wir uns nochmals und brechen dann mit vollem Tatendrang auf in Richtung Höllental. |
Über die Brücke hinüber zur Höllental Bundesstraße, ein Stück flussaufwärts und dann kurz vor der Straßenunterführung beim Wachthüttelgraben stapfen wir auf dem gelb markierten Steig über die legendäre Schönbrunnerstiege hinauf in Richtung "Großes Höllental". |
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Schutthalde unterhalb des Einstieges |
Die letzten Meter zum Einstieg |
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Nach der Schönbrunnerstiege erreicht man einen bequemen Weg. Den ersten kleinen Steig links hinauf ignorieren wir, erst nach einigen Minuten zweigen wir vom bequemen Wanderweg links ab und steigen entlang der Ausläufer der Blechmauerwände hinauf zu einer Schutthalde. |
Über diese Schutthalde gelangen wir in einigen Kehren zum Wandfuß der Loswand. Über eine schrofige Steilwiese noch einige Meter hinauf, dann stehen wir schon in der höhlenartigen Ausbuchtung (Einstieg) knapp oberhalb des Karbodens, wo wir uns in die Klettergurte hineinzwängen. |
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Von der geschützten Nische tasten wir uns zuerst recht vorsichtig in unserer Dreierseilschaft um die Kante herum, bewältigen die plattige Rampe und turnen uns dann schon recht locker durch den etwa 10 m hohen Kamin (eigentlich eine Rinne) hinauf in leichteres Gelände. |
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Kamin nach der Kante beim Einstieg und der plattigen Rampe |
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Nach dem sogenannten Kamin kommt leichteres Gelände, dann überhaupt Gehgelände über eine Schuttterasse, die links aufwärts über eine kurze Wandstufe hinweg in Richtung eines markanten gelben Turms führt. Nach einem kurzen Abstieg von einem Felsköpfel und Querung einer Rinne klettern wir noch immer im Schatten im Zickzack über Bänder Richtung Turmwand. |
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Aufstieg nach der Schuttterasse und der Querung der Rinne hinauf zur Kante |
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In der Verschneidung unterhalb der Turmwand befinden sich ausgesprochen schöne Kletterstellen. Dass unser Seilerster oben am Sicherungsplatz an der Kante bereits in der wärmenden Sonne sitzt, macht ebenfalls Freude. In wenigen Minuten sind wir auch oben und genießen die Sonne und den Tiefblick in das noch schattige Höllental. |
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Im Aufstieg zur Kante |
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Nun sind wir im wahrsten Sinn des Wortes "aufgewärmt". Es folgen ein Quergang unter dem bereits erwähnten Turm, Bänder hinauf Richtung Turmwand, eine Verschneidung und über diese der Aufstieg auf ein Schartl. Noch einmal eine Linksquerung über ein Band, dann stehen wir schon unterhalb der markantesten Stelle dieser Kletterroute, dem Felsenfenster. |
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Unterhalb des Felsenfensters |
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Das "Fensterl" ist ein Loch in der Wand, durch das man klettern muss. Da es eine sehr markante Kletterstelle ist, wird sie oft als die schwierigste des Akademikersteiges bezeichnet. Das stimmt jedoch nicht. Die schwierigste Stelle befindet sich einige Seillängen unterhalb des "Fensterls", wo man nach dem kleinen Schuttfeld und leichten Schrofen vor einem Steilabbruch steht. |
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Durchstieg durch das Felsenfenster |
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Das nächste Gustostückerl ist die Rampe (Platte) hinauf zum Grat. Die schönere Variante ist, wie auf dem Bild, gerade aufzusteigen. Am rechten Rand der Rampe, so wie es die Markierung anzeigt, ist es nicht leichter. Leicht abdrängend und außerdem glatt und eher trittarm ist dieser Zustieg zum Grat nicht unbedingt als lohnenswert zu bezeichnen. |
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Über die Platte Richtung Grat |
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Jetzt kommt die letzte Seillänge. Der Grat ist bisweilen als recht luftig einzustufen, auch wenn er keine nennenswerten technischen Probleme bietet, im unteren Teil ist jedoch auf Steinschlag, bedingt durch lockeres Geröll, zu achten. Eigentlich viel zu schnell sind wir oben, es könnte ruhig noch einige Seillängen weitergehen. |
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Am Ausstiegsgrat |
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Der Akademikersteig ist eine verhältnismäßig lange Kletterroute. Es sind immerhin 400 Hm (neun Seillängen) ab Einstieg bis hinauf zum Wachthüttelkamm zu bewältigen. Alle Standplätze sind mit soliden Klebebohrhaken abgesichert, die Möglichkeiten, zwischen den Standplätzen zu sichern, sind jedoch eher spärlich. |
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Gratende am Wachthüttelkamm |
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Abstieg über den unteren Wachthüttelkamm |
Tiefblick in das Höllental |
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Der schon vor Jahren vor allem im unteren Teil fast neu eingerichtete Steig über den Wachthüttelkamm ist der schnellste Abstieg über die 500 Hm hinunter zum Weichtalhaus. Eine Unzahl von Leitern, Ketten und Seilen erleichtert den Abstieg. Bei Feuchtigkeit ist jedoch, bedingt durch seine Steilheit, auf diesem an sich leichten Weg trotzdem höchste Vorsicht geboten. |
Von unten hört man schon das Dröhnen der Motorradmotoren, unsere Mägen knurren, der Durst ist groß! Wie bei einer Flugaufnahme sieht man im untersten Teil des Weges die Schwarza und die Höllental Bundesstraße. Sehr schnell sind wir unten und eilen zum gastlichen Weichtalhaus, wo wir von Manfred (Rottensteiner) und seiner Crew verwöhnt werden. |
Zeiten: Zustieg Weichtalhaus-Einstieg ca. 45 Min., Kletterroute im Seilverband 1 St. 45 Min. - 2 St. 30 Min., Abstieg Wachthüttelkamm-Weichtalhaus 1St.
Material: Klettergurt, Schraub-HMS Karabiner, 50 m Seil, Helm, mind. 5 Bandschlingen, ev. 2-3 Expressschlingen
Anstiegsskizze: Topo von www.styria-alpin.at