Alpenvereinssteig (A-B)

("Großes Höllental" :Vom Weichtalhaus zum Ottohaus)

 

 

Vom beliebten Weichtalhaus mit großem Parkplatz hinein in das Große Höllental. Über die Schönbrunnerstiege, wie beim Zustieg zur Akademiker-Kletterroute, dann aber im Talgrund des Großen Höllentals bleibend, steigen wir noch im Schatten bei herbstlich kühlen Temperaturen hinauf Richtung Talschluss. Die Abzweigung Hoyossteig bleibt rechts, die zur Teufelsbadstube links liegen. Zuletzt zweigt sich der Weg. Links hinauf Richtung Wandfuß führt der gut beschilderte Zugang zum Einstieg in den AV-Steig.

Großes Höllental - Gaisloch und Klobenwand

   
     
 

In den Ursprüngen des Raxtourismus war vom Höllental aus der Wachthüttelkamm der einfachste Weg hinauf zum Raxplateau. Etwa auf dem halben Weg über diesen Kamm in Richtung Plateau und Ottohaus stand einige Zeit die "Speckbacherhütte", wo Kletterer und Wanderer gerne einkehrten und dann nicht mehr zum Ottohaus weitergingen. Camillo Kronich, der legendäre Pächter des  Ottohauses, beauftragte in Folge den Schlossermeister August Cepl, der viele "eiserne Spuren" im Raxgebiet hinterlassen hat (z.B. Haidsteig) einen direkten Zugang zu seinem Haus zu bauen. Im Jahr 1910 wurde der Alpenvereinssteig (AV-Steig) fertig gestellt, die "Speckbacherhütte" aber bald danach aus Wasserschutzgründen abgetragen.

Die erste von fünf luftigen Eisenleitern über die Ceplwand

   
     
 

Die "Ceplwand" ist der schwierigste Abschnitt dieses Steiges. Eine Serie von fünf alten Eisenleitern, ausgesetzt und zum Teil mit verbogenen Handläufen und Sprossen, führt abenteuerlich über  diese Wand hinauf. Jeweils mit der Schulter zur Wand blickt man durch die Sprossen direkt hinunter zum immer tiefer liegenden Wandfuß.  Technisch zwar nicht schwierig, muss für Ungeübte, nicht Schwindelfreie und Kinder Klettersteigset und eventuell Zusatzsicherung mit Seilschwanzl unbedingt empfohlen werden.

Oberhalb der "Ceplwand"

   
     
 

Über felsige Rücken und Bergwiesen, schrofige kleinere Felsabbrüche mit Querung von Steilrinnen führt der Weiterweg, oft durch Stahlseile und Tritthilfen abgesichert,  fast immer steil bergwärts. Nach den aufregenden Einstiegsleitern gibt es vorwiegend Gehgelände, das zwar nicht spektakulär, dafür umso gefährlicher ist. An keiner Stelle des AV-Steiges kann man sich einen Fehltritt erlauben. Knapp vor der Einmündung des Jahnsteiges aus Richtung Gaisloch gibt es als Highlight die abdrängende Rampe mit vorheriger Dusche. Die nordseitige Lage des Steiges bedingt wenig Sonneneinfall, außer im Hochsommer.  Somit geht man den Steig größtenteils im Schatten und hat auch schon im Spätherbst bzw. noch im Frühling mit Schneefeldern zu rechnen. Der AV-Steig ist durchaus als unfallsträchtig zu bezeichnen.

Abdrängende Rampe kurz vor dem einmündenden Jahnsteig

   
     
 

Trotz der bisher schon ausgesprochenen Warnungen, diesen Steig auch schon aufgrund seiner Länge und des doch beträchtlichen Höhenunterschiedes nicht zu unterschätzen, ist er doch ein erlebnisreicher Durchstieg durch eine faszinierende wilde Felsenwelt. Es gibt wunderbare Tiefblicke in den Felskessel des Großen Höllentals und hinüber zu den Wänden der Klobenwand, wo der Hoyossteig hinauf zum Klobentörl führt. Besonders im Herbst ist die Farbenpracht des Bergwaldes immer wieder ein besonderes Erlebnis.

Im oberen Steigdrittel nach der Elsarast

   
     
 

Nach der Elsarast wird es zwar nicht weniger steil, aber doch etwas gemütlicher. Über kleinere Felsstufen, bisweilen mit Drahtseilen gesichert, steigen wir hinauf zu der bereits deutlich sichtbaren Kanzel, auf der die Plattform der Höllentalaussicht, überlaufen mit den Seilbahntouristen, auf uns wartet. Der Wiener Kunstschlossermeister Augustin Cepl, der diesen Steig baute, war ein wohlhabender Mann und "Original". Er baute "Eisenwege" durch Routen im 6. - 7. Grad, die er auch zum Teil wieder abtragen musste. Auch der von ihm eingerichtete, dann verfallene und erst im Jahr 1947 wiederentdeckte Königschusswandsteig durch die Preinerwand geht auf sein Konto. Augustin Cepl hat zu Lebzeiten keine große Anerkennung gesucht und auch nicht gefunden, doch seine "Wege" sind uns erhalten geblieben.

Blick zurück ins Höllental

   
     
   

Beim Erreichen der überlaufenen Höllentalaussicht denke ich an einen begeisterten Raxbesucher, den Dichter Peter Altenberg (1859 - 1919): "Grellweiße Steine, gelbgrüne Wiese mit nassen Stellen. Schwarze Krumm-Kiefern. Hellgraue, vom Winde ausgelaugte Bäume. Hier werden keine kleinen Kinder malträtiert. Hier wünscht niemand, Sektionsrat zu werden. Hier fällt Regen, saust Wind. Hier fällt Schnee, braust Sturm!"

 

Aus dem Schatten hinauf zur Höllentalaussicht

   
     
 

1100 Hm hat man vom Weichtalhaus bis zum Ottohaus. Als Abstiege empfehlen sich der schnelle Weg über Dirnbacherhütte und Gaisloch oder der Wachthüttelkamm, in Richtung Hirschwang Törlweg oder Gsolhirnsteig, Richtung Kaiserbrunn die Brandschneide oder an schönen Wochenenden für Masochisten die Talfahrt mit der Seilbahn. Auch ein Rückweg über das Klobentörl mit Abstieg durch den Kesselgraben oder über den Rudolfssteig ist nicht unlohnend, aber um einiges länger.

Die Höllentalaussicht  -  Im Trubel des Seilbahntourismus

   
     
 

In den letzten Jahren wurde die Infrastruktur rund um die Raxseilbahn deutlich verbessert. Neue komfortable und leistungsfähige Gondeln, die Gastronomie bei den Seilbahnstationen und beim Ottohaus und viele zusätzliche Angebote für die Touristen. Dies führt natürlich dazu, dass an schönen Wochenenden im Bereich des Ottohauses Oktoberfeststimmung vorherrscht, Ruhe und Bergeinsamkeit muss man sich anderswo suchen. Alle Steige, die im Bereich zwischen Ottohaus und Raxseilbahn enden, sollte man an diesen Tagen meiden.

Tausend Meter Tiefblick ins Höllental

   

Zeiten: Weichtalhaus-Einstieg ca. 1 St. / AV-Steig bis Höllentalaussicht 2 St. / Höllentalaussicht-Ottohaus 20 Min.

Material: eventuell Klettersteigset und Seilschwanzl für Kinder und Ungeübte, sowie Helm

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