Chachani (6075 m) Peru

   August 2000

 

Aus meinem Tourenbuch:

"Am Ende unserer Reise, nach den Abenteuern in Nordperu bei den Mumien am Kondorsee und dem Colca Canyon in Südperu, steht die Besteigung des angeblich leichtesten "Sechstausenders" am Programm. Aus Richtung Chivai kommend ist schon vom 4 800 m hohen Pass von Patapampa der mächtige Berg zu erkennen. Über eine Sandpiste fahren wir zum Ausgangspunkt der Besteigung des erloschenen Vulkans Chachani.

Nevado Chachani

 
   

Von hier steigen wir mit Leichtgepäck (der Transport der Trosssäcke erfolgt  durch einen Jeep)  über die mit Punagras bewachsenen nordostseitigen Sandhänge zum Basislager auf.  Die ca. 900 Hm von 4100 m auf ca. 5000 m gehen wir langsam in 6 Stunden. Am linken Rand einer großen nackten Sandfläche, 600 Hm unterhalb des Sattels, sind bereits unsere Zelte aufgebaut.

 

Das "Burgenlandteam"

   

Ruhig und langsam bewegend warten wir am Lagerfeuer (ab dem Dunkelwerden erfolgt eine empfindliche Abkühlung und starker Wind kommt auf) noch auf das Abendessen und verkriechen uns dann bald im Zelt. Schon am nächsten Tag um 2 Uhr 30 erfolgt der noch geordnete Abmarsch in Richtung Sattel. Nach ca. einer Stunde gibt es bereits die ersten Ausfälle, auch die Gehordnung wird von den Bergführern nicht mehr genau kontrolliert.

 Nevado Chachani (Der Sattel am linken Bildrand)

 
   

So bin ich, auf Anweisung des Chefbergführers, ohne es zu wissen, meine Gruppe hinter mir lassend, mit der Spitzengruppe viel zu schnell am Sattel. Als nach ca. 20 Minuten meine Leute eintrudeln, ist die Stimmung schlecht. Einige haben bereits Schwierigkeiten, das Gipfelmassiv ist schon von Wolken verhangen, der Sturm bläst recht kräftig auf 5 600 m und die kleine Spitzengruppe ist mit einem Bergführer bereits in der Abstiegsquerung.

 

Zeltlager an der Vegtationsgrenze

   

Viele der 18-köpfigen Gruppe treten nun den Rückzug an, die "Burgenlandcrew" beschließt jedoch weiterzugehen. Da keine Tempokontrolle mehr vorhanden ist, laufen wir uns aber kaputt. Nach der Querung von steilen Firnfeldern mit 150 m Höhenverlust geht es aus einer weiteren weiten Senke über einen steilen, endlosen Schneehang Richtung Vorgipfel. Hier fällt die schon recht aufgesplitterte Gruppe endgültig auseinander.

Mein sturmfestes Zelt (knapp über 5000 m)

 
   

Ich gehe allein weiter und erreiche auf ca. 5 900 m fast die vor mir gehende Spitzengruppe am Beginn der oberen Querung unterhalb des Vorgipfels. Das zu hohe Tempo fordert aber seinen Tribut. Die letzten Reserven sind aufgebraucht. Ich begnüge mich heute mit dem Vorgipfel (Fatima 6010 m). Der noch bevorstehende Abstieg in eine weitere Senke und dann der steile  Gipfelhang  wären zu viel.

 

Abstiegsquerung

   

Der ständige Wechsel von heiß in der Sonne und kalt durch Wolken und Sturm, meine bereits erkennbare Erschöpfung und vor allem der Gedanke an den mit Auf- und Abstiegen verbundene Rückweg zum Basislager erleichtern meine Entscheidung hier umzudrehen und, ohne fremde Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen, heil nach unten zu kommen.

Gipfelaufbau Nevado Chachani

 
   

Die Gegenanstiege im Abstieg sind sehr  mühsam. Ab dem Sattel geht es dann etwas leichter, weiter unten hole ich Petra, Fritz und Peter ein und gemeinsam fahren wir über die Sandhänge zum Lager ab. Erschöpft, zum Teil total geschafft, kommt Stunden später die Gipfelgruppe in Etappen herunter. Wenig später ist Sonnenuntergang, Schatten fällt ein, es wird bitterkalt und wir flüchten in die Zelte und in unsere Daunenschlafsäcke."

 

Nevado Chachani (6075 m)

Im nachhinein betrachtet lag ja der Schwerpunkt unserer Reise sicher nicht in der Besteigung des Chachani, sondern im kulturellen Bereich. Wir waren zwar oft über 3000 m, auf manchen Pässen bis auf 4800 m, aber das war zu wenig für eine einigermaßen gute Höhenanpassung, da wir kaum aktiv im Sinn von Gehen, sondern meist im Bus oder auf dem Rücken eines Reittieres unterwegs waren. Daher war es für uns keine Überraschung und auch keine Enttäuschung, dass wir, ohne zumindest einen Anpassungstag zu gehabt zu haben, in Höhen weit über 5000 m am Limit waren. Leider war auch die Betreuung der Bergführer nicht optimal und es mangelte auch an entsprechender Versorgung beim Essen und vor allem gab es Engpässe bei Getränken. Trotzdem ist der Chachani, einer der Hausberge Arequipas, sehr zu empfehlen. Man geht meist seilfrei mit Schistöcken, Steigeisen oder Grödeln mitzuhaben ist von Vorteil. Wenn das Wetter mitspielt und die Höhenanpassung, ist der Nevado Chachani sicherlich für geübte Bergsteiger ein leichter "6000 er".  

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