Hans - von - Haid - Steig

(Preinerwand)

 

Der Haidsteig durch die Preinerwand ist sicherlich nach dem benachbarten Königschusswandsteig der schwierigste Klettersteig im Rax-Schneeberggebiet. Schon 1921 hatte der Wiener Kunstschlossermeister August Cepl, einer der vielen Raxfanatiker der damaligen Zeit, diesen Steig fertig gestellt, für den der "Raxkönig" Camillo Kronich (Pächter des Ottohauses) die Finanzierung übernommen hatte. Entsprechend seinem Alter ist der Steig nicht mit modernen Klettersteigen vergleichbar, auch wenn - bis auf wenige Stellen wie z.B. beim zweiten Steigbaum - eine Nachrüstung mit durchgehenden Sicherungsseilen erfolgt ist. Der Steig hat durchwegs noch die alten massiven Tritte, Klammern und Leitern aus der "historischen" Zeit. Es gibt sehr luftige und spektakuläre Stellen und anhaltende Schwierigkeiten bei einer Steighöhe von ca. 400 Hm. In den meisten Führern wird er mit C-D eingestuft. Brust- und Sitzgurt, Klettersteigset und Helm sind absolut Pflicht, für Anfänger ist eine zusätzliche Seilsicherung anzuraten. Weniger geübten Kletterern, welche die begleitenden Stahlseile öfters als Zughilfe verwenden müssen, kann der Gebrauch von Handschuhen empfohlen werden, zumal einige ältere Stahlseile bisweilen bereits Auflösungstendenzen zeigen. Die Begehung des Steiges dauert etwa 1 bis 1,5 Stunden. 

 

Preinerwand von der Heukuppe

Der Zustieg zur Preiner Wand und zum  "Neuen Haidsteig" erfolgt meist vom Griesleitenhof in etwa 1 Stunde. Von der Prein oder von der Großau 1,5 Stunden. Vom Bachingerbründl weiter durch den Wald bis zur Geröllhalde, dann vorbei an der Rampe des "Alten Haidsteiges", der meist nur mehr als Notabstieg benützt wird,  bis zu einer markanten Felsrippe, die bis zum Holzknechtsteig reicht. Der Einstieg zum Haidsteig  ist mit blauen Punkten markiert. Ab Griesleitenhof sind etwa 500 Hm bis zum Einstieg zu überwinden.

 

Preiner Wand vom Karl-Ludwighaus

Im oberen Bild ist der ungefähre Verlauf des Steiges skizziert. Der Steig verläuft oft verdeckt in Rinnen und Kaminen. Markante Passagen bzw. Stellen sind  nach der luftigen Einstiegswand das Einmünden des "Alten Haidsteiges, nach zweitem Steigbaum, Felskessel und Kamin der Rastplatz bei der Madonna und knapp oberhalb des Ausstieges das Preinerwandkreuz.

     

 

Diese Begehung des Steiges im April 2006 war ein Wettlauf mit dem angekündigten Schlechtwetter. Bei sonnigem und warmen Wetter waren wir schon sehr früh beim Einstieg. Die Wetterverschlechterung war erst gegen Abend angekündigt.

Einstiegsrinne

   
     

Durch die Einstiegsrinne, vorbei am kleinen Kreuz, zu einem Schrofenhang, am oberen Ende des Hanges über Platten nach links zum ersten Steigbaum. Gerade am Ende des Steigbaums, wo zur Zeit gerade einer der letzten wichtigen Tritte fehlte, verhängten sich sowohl die baumelnde Kamera als auch die am Rucksack befestigten Stöcke im Seil und in den Tritten des Steigbaums. Die Befreiungsaktion dauerte einige Minuten.

 

   

Querung zum unteren Steigbaum

     

 

Der erste Steigbaum ist mit einem beleitenden Drahtseil gesichert, aber das Einhängen einer Selbstsicherung an den Tritten kann trotzdem nicht schaden. Es ist sicher auch günstig einen entsprechenden Abstand zum davor Kletternden zu halten.

Unterer Steigbaum

   
     

Nach dem Steigbaum kommt eine der schönsten und luftigsten Stellen. Bei der Querung nach links über abschüssige Platten hat man einen guten Ausblick auf den schon sehr tief liegenden Schrofenhang am Steiganfang.

 

   

Ausgesetzte Plattenquerung

     

 

Anschließend wird es nach ein paar leichten Metern wieder heftiger. Die folgende Steilstufe (wird als C-D eingestuft) erfordert gutes Klettern oder unter Zuhilfenahme des Seiles einiges an Armkraft. Auf jeden Fall eine selektive Stelle.

Steilstufe

   
     

Hier habe ich meine Begleiter nach nach meinem Missgeschick am Steigbaum wieder eingeholt. Beim Photographieren fällt mir auf, dass es schon einigermaßen dunstig geworden ist. Danach folgen leichtere Passagen über einfache Schrofen hinauf auf einen Absatz, wo von rechts der alte, wesentlich leichtere "Alte Haidsteig" heraufkommt.

 

   

Steilstufe

     

 

Den zweiten Steigbaum erreicht man, indem man unter der Wand nach links hinüberquert. Am Steigbaum gibt es kein Begleitseil, die Selbstsicherung wird an den leider zum Teil verbogenen Tritten eingehängt.

Oberer Steigbaum

   
     

Der zweite Steigbaum ist auch recht luftig, fast senkrecht, und man steigt quer, d.h. mit der linken Schulter zur Wand auf. Das macht manchen Begehern keine so große Freude, da es die Ausgesetztheit verstärkt.

 

   

Am Steigbaum

     
     

 

Hat man einmal das obere Ende des Steigbaums erreicht, so folgt gleich - aber wieder mit Sicherungsseil- eine ausgesetzte Querung hinein in den Felskessel. Hier halten sich länger Schneereste und Feuchtigkeit, daher werden die Schuhe gerade rechtzeitig vor den nächsten schwierigen Passagen "gatschig".

Am Steigbaum

   
     

Jetzt kommen die letzten schwierigen Stellen. Der Ausstieg aus dem Kessel, oft rutschig oder bei Winterbegehungen vereist, dann eine Rinne mit einem Kamin, der sehr glatt  ist und Donner ...,  es kommt das Gewitter!

 

   

Ausstieg aus dem Felskessel

     

 

Wir forcieren das Tempo. Über leichtere Felsen kommen wir bald zur Madonna, wo man beim Latschenfeld nach links über den Malersteig (Kletterroute 2-3!) zum Königschusswandsteig queren kann. Uns ist jedoch heute nicht danach. Die dunklen Gewitterwolken über dem Grünschacher treiben uns ohne Pause weiter.

Bei der Madonna

   
     

Der Haidsteig ab der Madonna ist um einiges leichter als der untere Teil. Blauen Markierungen folgend steigt man über leichte Schrofen in eine Felsrinne.

 

   

Am Ausstieg

     

 

Am Ende der Rinne wird nach links, fortlaufend leicht steigend, diagonal auf die Hochfläche gequert. Es gibt auch keine allzu schwierigen Stellen mehr. Von der Madonna bis zum Preinerwandkreuz dauert es etwa eine halbe Stunde.

Am Ausstieg

   
     

Wind ist aufgekommen, die Wolken werden immer dichter und der Donner bedrohlicher. Flotter Abstieg vom Gipfel Richtung Neue Seehütte (20 Minuten ab Gipfel Preinerwand), aber schon vorher am kürzesten Weg über die Schütt, dann über Schneerinnen hinunter Richtung Griesleitengraben und zum Auto. Beim ersten Schluck Bier beim Obereggl setzt der Wolkenbruch ein.

 

   

Gewitterstimmung beim Preinerwandkreuz

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