Herminensteig (II - I)
(Unterer und Oberer Herminensteig
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Ausgangspunkt für diese Route hinauf auf die Hochfläche und zum Damböckhaus ist, wie für viele Routen auf der Nordseite des Schneebergs, das ca. 10 Fahrminuten von Puchberg entfernte Schneebergdörfl. Hier ist in der Ortsmitte der Gasthof Zwinz der ideale Startplatz (nach einem Frühstück!), und auch nach der Rückkehr wird man "beim Max" liebevoll betreut. |
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Oberer Herminensteig (rechte Bildhälfte) |
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Vom Gasthof Zwinz (gute Parkmöglichkeit) auf der Ortsstraße hinauf zur Straßenteilung beim Spritzenhaus der FF Schneebergdörfl. Links auf der Forststraße hinein ins Mieseltal. Nach ca. 30 Minuten zweigt dann rechts der markierte Weg "Herminensteig" ab. Aus dem Karrenweg wird allmählich ein Steig, der immer steiler werdend zuletzt über eine begrünte Schutthalde hinauf zum Felsgürtel zieht. |
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Felsbarriere des Unteren Herminensteiges |
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Im heurigen Jahr (Mai 2008) sind sowohl die Waldschäden durch Sturm als auch gröbere Lawinenabgänge im Steigbereich deutlich sichtbar. Die erwähnte Schutthalde hinauf zur Kletterstelle hat noch Schneereste, und das Überklettern einiger Bäume ist einigermaßen schweißtreibend. Nach etwa einer Stunde ab Schneebergdörfl muss man eine wichtige Entscheidung treffen. |
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Unterer Herminensteig |
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Die Überwindung der Felsbarriere auf dem Originalweg bedeutet: zuerst eine nicht ungefährliche, zum Teil erdige und exponierte Schrofenkletterei (I) hinein in einen Kessel und dann links hinauf einen ca. 7 Meter hohen Ausstiegsriss (II) auf ein nach rechts ziehendes Band. In diesem Riss hängt normalerweise eine Bandschlinge, auch ein Sicherungshaken ist vorhanden. |
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Austieg Felsbarriere des Unteren Herminensteiges |
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Da dieser Originalweg bei Nässe oder Schneebelag eher heikel ist, wählen viele Wanderer die Umgehung, die, am Wandfuß gut markiert links abzweigend, in einem Rechtsbogen den Felsabbruch meidet. Aber auch die Umgehung ist bei Feuchtigkeit, viel Erde und Wurzeln mit Vorsicht zu genießen. Diese leichtere Variante mündet von links kommend oberhalb des Abbruches in den Originalweg. |
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Hinauf zum Nördlichen Grafensteig |
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Nach der Vereinigung der Kletterroute mit der von links einmündenden Umgehung kreuzt der Weiterweg den Graben nach rechts und führt in einer langen Linksschleife durch steilen Hochwald hinauf zum Nördlichen Grafensteig, wo auch eine Quelle Labung bietet. Hier hat man nach ca. 1,5 St. schon etwa die Hälfte des Anstieges geschafft, der schönere Teil steht noch bevor. |
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Beginn des Oberen Herminensteiges |
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Nach der üblichen Rast bei der Quelle leitet der Grafensteig rechts, leicht auf- und auch wieder absteigend, in nördlicher Richtung, mehrere Geröllrinnen, steile bewaldete Hänge und Lichtungen querend in etwa 20 Min. zur Abzweigung des Oberen Herminensteiges (Tafel). Diesen Ausgangspunkt kann man auch mit einem Aufstieg über den Unteren Schneidergraben und Grafensteig erreichen. |
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Zustieg zum Felsrücken |
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Der erste Teil des Oberen Herminensteig führt durch Lärchenwald Schuttrinnen und leichte und nicht ausgesetzte Schrofenkletterei in Richtung des deutlich ausgeprägten Felsrückens. Für trittsichere Wanderer ist es noch einfaches Gehgelände. An einigen Felsbildungen vorbei kommt man dann zu einer Felsrinne und erreicht, diese Rinne rechts verlassend, über Steilschrofen den eigentlichen Herminengrat. |
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Erste Schrofenkletterei |
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Links von der Grathöhe kommt man auf gutem Steig über Geröll und Schrofen südwestwärts steil aufsteigend zu einem flachen Gratabschnitt. Danach wird über leichtes Schrofengelände abgestiegen und der nächste Gratturm links umgangen, um wiederum wieder zur Grathöhe aufzusteigen. Die Markierung genau verfolgend gibt es technisch kaum Schwierigkeiten. |
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Flachteil zwischen den Grattürmen |
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Im oberen Gratteil gibt bei entsprechendem Wetter eine grandiose Rundsicht: Hochschneeberg mit Kaiserstein, Fischerhütte und Breite Ries, sowie Tiefblick in den Schneidergraben. Gutensteiner Alpen, Öhler, Dürre Wand und Hohe Wand stehen zum Greifen nahe. In der Ferne das Wiener Becken und das Leithagebirge mit dem deutlich sichtbaren Müllendorfer Steinbruch. |
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Blick zum Hochschneeberg |
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Neben der Umgehung der Grattürme auf dem markierten Steig sieht man genügend Steigspuren, die zu direkteren Varianten führen. An einigen Stellen kann man, ein wenig geübt, von der Markierung abweichend, sich eigene Wege über den Herminengrat suchen. Trotzdem ist Vorsicht geboten, vor allem die Abstürze hinunter Richtung Schneidergraben sind nicht zu unterschätzen. |
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Umgehung eines Gratturmes |
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Im Puchberger Becken hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Die Zahnradbahn mit den modernen Zügen und einer Fahrzeit von 60 Minuten bis zur Bergstation tragen zum Komfort der Touristen bei. Aber auch Bergsteiger nützen diese Möglichkeit, um längere Touren wie Überschreitungen des gesamten Schneebergs einschließlich Gahns bis nach Gloggnitz in einem Tag bewältigen zu können. Auch die neue Sesselbahn in Losenheim ist ein Gewinn. |
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Tiefblick zum Schneebergdörfel und Puchberger Becken |
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Nach weitern Auf- und Abstiegen in kleinere Scharten geht es einige Zeit über leichteres Gelände aufwärts zu einem engen Durchgang. Diese Stelle, auch "Nadelöhr" genannt, ist ein Gustostückerl dieser Tour. Nur Zwerge schaffen es vielleicht unten durchzukommen, der übliche Weg führt oben in Spreizschritten über die letzte interessante Stelle des Oberen Herminensteiges. |
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Das "Nadelöhr" |
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Gleich danach hat man das Steigende erreicht. Links hinüber kann man über die Franz-Josefs-Promenade zum Berghotel und zur Bergstation der Zahnradbahn queren (Bei Schneelage heikel!) oder über den begrünten Rücken in den Sattel unterhalb des Waxriegel aufsteigen und von dort auf einem Wiesenweg rechts abzweigend durch Latschengassen sanft abwärts zum gastlichen Damböckhaus absteigen. |
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Knapp vor dem Ausstieg |
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Gerade bei dieser Begehung komme ich in ein frühsommerliches Gewitter, was die Qualität der Photos nicht wesentlich steigert. Im leichten Graupelschauer sehe ich hinüber zum Berghotel und der Elisabethkirche, der Waxriegel ist schon in den Wolken. Die Franz-Josefs-Promenade, vom Berghotel den Waxriegel nördlich umgehend, ist im Sommer (nicht bei Schneelage wie hier am Photo!) ein ruhigerer und angenehmerer Zustieg zum Damböckhaus als über den breiten Trampelpfad auf der Südseite. |
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Berghaus (Bergstation) und Elisabethkirche |
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Nach ca. 3 - 4 Stunden Anstieg ist man dann am Ziel. Das Damböckhaus wurde im Jahr 1872 von den Puchberger Viehhirten gebaut. Der Wiener Seidenfabrikant Johann Damböck hat diesen Bau mit finanziellen Mitteln unterstützt. Es erfolgten danach viele Umbauten und Renovierungen. Derzeit wird das Haus liebevoll und mit viel Charme von Gisi und Willi Zottl betreut. Es ist immer wieder eine Freude, dort einzukehren und sich wie zu Hause zu fühlen. |
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Spätwinterliches Damböckhaus |
Ausrüstung:
Für den Unteren Herminensteig (Originalweg - Felsbarriere)) ist für Ungeübte und Kinder Seilsicherung dringend zu empfehlen. Schwindelfreiheit ist Voraussetzung! Am Oberen Herminensteig gehören jüngere Kinder ans Seilschwanzl! Bei Schneelage kann, vor allem im Herbst und Frühjahr die Mitnahme von Steigeisen oder zumindest Grödeln sehr empfohlen werden
Literatur:
Schneebergführer (Spezialkletterführer), Reidinger Rudolf, 1962
Der Schneeberg - Ein Führer für Wanderer und Bergsteiger, Franz Hauleitner, 1984
Bergerlebnis Schneeberg + Rax, Die schönsten Bergwanderungen und Klettersteige, Csaba Szepfalusi/Karel Kriz, 2002