"Historische Hütten"

Rax und Schneeberg

 

Fast jeder hat zu Hause Photoalben, eine Schatulle, oder wie ich eine Schuhschachtel mit alten Bildern und Ansichtskarten. Vier alte Ansichtskarten aus dem "alpinen" Nachlass meines Vaters, noch aus der unmittelbaren Nachkriegszeit stammend, sind mir besonders ans Herz gewachsen. Diese Karten tragen den Poststempel der Jahre 1947 bis 1955. Diese "Historische" Hütten möchte ich hier exemplarisch vorstellen. Weitere umfangreiche und sehr interessante Informationen über die Geschichte des Hüttenwesens auf Rax und Schneeberg sind der im Anhang angeführten Literatur zu entnehmen.

 

Rax: Karl-Ludwig-Schutzhaus (1803 m)

 

Erzherzog Karl Ludwig war Schirmherr des 1877 eröffneten Karl-Ludwig-Hauses. Nach einigen Problemen in der Planungsphase wurde der ÖTC alleiniger Betreiber dieses hochalpinen Schutzhauses unterhalb der Heukuppe. Dieses erste Schutzhaus auf der Rax bot bereits einen hohen Standard in Bezug auf Verpflegung und Unterbringung der Touristen. Die Einrichtung und die Führung des Hauses entsprachen durchaus dem Niveau eines "Alpenhotels". Hermann Pehofer, Franz Jeller, Franz Hahndl und Karl Souschek, der den Bau der Materialseilbahn organisierte, waren die bekanntesten und dienstältesten Hüttenwirte bis zum Jahr 1930. Bis 1975 war noch eine gewisse Kontinuität in der Bewirtschaftung gegeben, dann aber wechselten die Pächter in kurzen Abständen oft innerhalb eines Jahres. Die gemütliche Hüttenatmosphäre schwand und viele "Stammgäste" blieben allmählich aus. Außer an Schönwetterwochenenden ist es nun meist recht still hier heroben.

 

Rax: Habsburghaus (1786 m) gegen Gamseck und Hochschwab

 

Am Grieskogel, einer markanten Kuppe am westlichen Raxplateau, errichtete der Niederösterreichische Gebirgsverein ein eigenes Schutzhaus. Es wurde anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Joseph Habsburg Haus benannt. Das 1899 eröffnete Schutzhaus wurde sehr bald ein beliebtes Ziel der Bergsteiger, die aus dem Reißtal kommend im Bereich der Kahlmäuer unterwegs waren. Charlotte Pehofer war die erste Pächterin von insgesamt fünf Pächtern bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Tragische Berühmtheit wurde Karl Jahn zuteil, der 1919 die Bewirtschaftung übernommen hatte. Er verbrachte von allen Hüttenwirten wohl die kürzeste Zeit am Berg. Nach einem Talgang zwecks Materialbeschaffung erfror er am Rückweg beim Übergang vom Ludwighaus zu seinem Haus knapp davor im Schneesturm. Das "Jahnkreuz" am Weg zum Trinksteinsattel erinnert noch an ihn. Ab 1969  zogen die Bergsteiger weiter entfernte Ziele den brüchigen Kahlmäuern vor, eine geplante Generalsanierung konnte daher aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden. Das Haus ist derzeit nicht mehr ganzjährig bewirtschaftet, es gibt jedoch einen frei zugänglichen Winterraum.

 

Rax: Alte Seehütte

 

Die alpine Gesellschaft "D´ Holzknecht", 1875 gegründet von einer kleinen Gruppe , widmete sich dem Wegebau und der Unterstützung von Schutzhütten. Die 1894 am Grünschacherplateau in 1680 m Höhe erbaute "Alte Seehütte" war nur als Notquartier gedacht, wurde aber leider von den Touristen recht oft nicht pfleglich behandelt. Trotzdem erweiterte die alpine Gesellschaft "D´ Holzknecht" das Haus um ein Stockwerk, und 1901 wurde die Hütte wiedereröffnet und bewirtschaftet. Auch der Holzknechtsteig wurde als Zugang neu angelegt. Die an einem kleinen See gelegene Hütte wurde in den Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkrieges leider als Brennholzquelle verwendet und verfiel. Am oberen Ende des Holzknechtsteiges, knapp unterhalb des Ausstiegs aus der "Schütt", ist der Standplatz der 1956 eröffneten "Neuen Seehütte", die untrennbar mit den Pächtern Eggl verbunden ist. 1964 übernahm die Familie Eggl das Waxriegelhaus und ab 1975 betreute dann "Max" die Neue Seehütte bis zu seinem tragischen Ende. Jetzt ist wieder eine neue Generation der Dynastie Eggl auf der "Holzknechthütte". Nicht nur Plateauwanderer, sondern auch die Kletterer und Klettersteiggeher in der Preiner Wand schätzen diese Hütte.

 

Schneeberg: Fischerhütte (2049 m) am Kaiserstein (2061 m)

 

Die nach dem Alpinisten und Naturforscher Eduard Fischer von Röslerstamm benannte Windschutzhütte, knapp unterhalb des Kaisersteins am Schneeberg, dem höchsten Berg Niederösterreichs, wurde bereits 1885 feierlich eröffnet. Die unbeaufsichtigte Hütte musste infolge ihrer exponierten Lage laufend ausgebessert bzw. erweitert werden. Nach Inbetriebnahme der Zahnradbahn 1897 wurde schon 1901 die neue Fischerhütte eröffnet und danach vergrößert und auch im Winter an Wochenenden bewirtschaftet.  1927 entstand die "Neue Fischerhütte". Der Schisport, vor allem der Wurzengraben und die Trenkwiesenabfahrt, zogen die Massen an. Als Pächter waren ab 1926 u. a. bekannte Namen wie Gruber, Rottensteiner und Zottl auf der Hütte. Zu Kriegsende brannte die Hütte ab und erst 1953 wurde das Haus in der heutigen Form seiner Bestimmung übergeben. Ab 1. Juli 1982 übernahm Renate Jarosch das Haus, dann kam Wolfgang, und als Fam. Berndorfer blieben sie 26 Jahre am Berg. In der Saison 2009/10 werden Damböckhaus und Fischerhütte an Wasser- und Kanalnetz angeschlossen. Diese technische Errungenschaft ist, mit gewissen Einschränkungen, aus Naturschutzgründen begrüßenswert, aber wie Wolfgang (Berndorfer) mir in einem persönlichen Gespräch sagte: "Der Berg wird entzaubert". Die Einfachheit und das direkte Naturerlebnis wird durch "Hotelstandard" und Massenbetrieb stark geschmälert und die ursprüngliche Romantik bald auch am Schneeberg verschwunden sein.

                                (Über den Tourismusverband Reichenau an der Rax kann dieses eventuell schon vergriffene Buch noch bestellt werden! )

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