Mangart 2679 m

Julische Alpen

Ferrata "Via Italiana" + Slowenischer Klettersteig

 

Am westlichen Rand des Triglav-Nationalparks, des größten Nationalparks Sloweniens, liegt an der Grenze zu Italien der Mangart, einer der höchsten Berge der Julischen Alpen. Zur Gruppe der Südöstlichen Kalkalpen gehörend, sind die "Julischen" das mächtigste Gebirge dieses Alpenbereiches. Als Pionier und Erschließer dieser Berggruppe gilt Julius Kugy, das Wappentier der "Julischen" ist der Steinbock (Sage vom "Zlatorog", dem Steinbock mit den goldenen Hörnern).

 
     
 

Die einfachste Anreise zum Mangart ist die Anfahrt über die Mangartstraße. Die Abzweigung bei der ersten Kehre, ca. 1,5 km unterhalb des Grenzübergangs des Predilsattels auf slowenischem Gebiet, ist gut beschildert. Zum Predilsattel (Grenze Italien-Slowenien) gelangt man entweder von Kranjska Gora über den Vrsic Pass (1611 m) mit imposantem Bergpanorama, insbesonders zum Prisojnik mit seinem Felsentor, oder zeit- und streckenmäßig wesentlich  kürzer von Tarvis.

     

Die Mangartstraße, in der Zwischenkriegszeit als Militärstraße ausgebaut, ist ca. 12 km lang und überwindet einen Höhenunterschied von etwa 1000 Hm bis hinauf zur Lahnscharte (2055 m = oberste Parkmöglichkeit). Im Jahr 2001 wurde sie von einer riesigen Mure verschüttet (Bild 1+2) und im unteren  Bereich neu angelegt. Größtenteils ist die Straße einspurig, es gibt einige wenige Ausweichstellen und auch nur bisweilen solide Randabsicherungen.

 
     
 

Trotzdem ist es ein Erlebnis, durch viele einfache Felstunnels und über unzählige Spitzkehren hinaufzukurven und sich die 2,5 Std. Fußmarsch (ab Predilstraße) zu ersparen. Untertags wird auch je nach Wetterlage eine Mautgebühr eingehoben! Auf den letzten Kilometern wird von der fast durchgehend asphaltierten Straße der Blick frei zur Westwand des Mangarts. Schon im freien Karstgelände zweigt oben, ca. bei Km 8, dann links die kurze Stichstraße zur Mangarthütte ab.

     

Die Mangarthütte (1906 m) des slowenischen Alpenvereins ist in den Sommermonaten einfach bewirtschaftet und hat auch Schlafplätze anzubieten. Bedingt durch die Zufahrtsmöglichkeit über die Mangartstraße ist sie jedoch  tagsüber mehr eine Jausenstation für Tagesbesucher, Mountainbiker und Motorradfahrer; der Andrang am Abend (Übernachtung) hält sich zumindest während der Woche in Grenzen, denn über den Normalweg ist der Mangart durchaus eine Halbtagstour.

 
   

Bild© Karl Heller

 

Am Abend kehrt meist Stille ein; man kann in Muße vor der Hütte sitzen, sein Bier trinken, Pläne für den nächsten Tag schmieden und mit Bergfreunden Informationen austauschen. Man sieht im Abendlicht die Westwand des Mangarts und rätselt, vor allem wenn man zum ersten mal hier ist, über die Routenführung des Slowenischen Klettersteiges quer durch diese Wand. Am nächsten Morgen steigt man entweder in 0,5 Std. hinauf zur Lahnscharte oder man fährt hinauf zum höchsten Punkt der Mangartstraße (10 Min.).

Bild© Karl Heller

   

Nach dem Anstieg bzw. der Auffahrt zur Lahnscharte steigt man auf dem slowenischen Teil des Normalweges hinauf bis zur Abzweigung (Wegweiser) auf die Mangartscharte. Von dort (Route gelb/Skizze) hinunter zum Biv. Nogara und wieder kurz hinauf zum Fuß der Nordwand (etwa 1 Std. ab Parkplatz).

 
     
 

Hier beginnt die Ferrata Via Italiana (untere Route rot/Skizze). Dieser Klettersteig verdankt seine Entstehung der Grenzziehung nach 1945. Die Grenze führt direkt durch den Gipfelaufbau des Mangart und verwehrte den Italienern den direkten Zugang zum Gipfel. Es ist auch möglich, von Fusine (Italien) vorbei an den Mangartseen zum Biv. Nogara aufzusteigen. Auch eine Überschreitung Gr.- Kl. Mangart mit Abstieg über Ferrata Via della Vita (sehr schwierig) - eventuell mit Übernachtung in einer Biwakschachtel - bietet sich an. 

     

Die Einstiegsrampe der "Via Italiana" auf etwa 2000 m. Für die Begehung dieses Steiges ist unbedingt komplette Klettersteigausrüstung inclusive Steinschlaghelm notwendig. Für weniger geübte Bergsteiger kann es eventuell recht hilfreich sein, an einem Kurzseil zusätzlich gesichert zu werden, besonders im oberen Teil, der einige recht luftig-ausgesetzte Stellen und Querungen über senkrechte glatten Wandstellen  aufweist.

 
     
 

Über die Einstiegsrampe, auf der auf lockeres Geröll (Steinschlag) zu achten ist, gewinnt man rasch an Höhe. Abdrängender Fels und überraschend auftauchende überdachte Bänder und Höhlen begleiten den Aufstieg hinauf zum einzigen richtigen Rastplatz auf einer grasigen Terrasse im Mittelteil des Steiges.

     

Nach der einzigen Stelle mit Gehgelände, einer Grasterrasse etwa in der Mitte des Steiges nach guten 200 Hm, verschärft sich im oberen Teil sowohl Steilheit als auch die Ausgesetztheit des Steiges. Vor allem hier ist es gut, ökonomisch zu gehen, sich nicht nur an Stiften, Klammern und am Seil hochzuziehen, sondern die natürlichen Griffe und Tritte im Fels zu verwenden.

 
   

Bild© Karl Heller

 

Bis auf den Bereich der grasigen Terrasse im Mittelteil gibt es eine durchgehende Sicherung mit einem soliden Stahlseil. Die Beurteilung des Steiges in Bezug auf seine Schwierigkeit ist nicht leicht. Was das Angebot an künstlichen Griff- und Tritthilfen betrifft, ist der Steig wahrlich gut ausgestattet. Es ist jedoch durchwegs eine steile und ausgesetzte Route ohne leichte Passagen zum Ausruhen. Daher kann man  die "Via Italiana" durchaus nach der bei uns üblichen Klettersteigskala in die Kategorie C-D einordnen.

     

Hier arbeite ich mich (mit meinem gelben Helm) über die letzten Aufschwünge empor. Gerade ich, der Jahrzehnte frei oder mit mangelhafter Ausrüstung unterwegs war, will an dieser Stelle festhalten: Es ist verantwortungslos, ohne entsprechende Ausrüstung unterwegs zu sein. Man gefährdet nicht nur sich selbst, seine Begleiter, andere Bergsteiger und im Notfall auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bergrettung, wenn man nicht wie hier am Klettersteig mit Brust- und Sitzgurt, Klettersteigsicherung und Helm unterwegs ist.

 
   

Bild© Karl Heller

 

Hier im obersten Teil des Steiges sieht man bereits hinüber zum Travnik und zur Plateaukante; bei den anschließenden Linksquerungen über ausgesetzte Platten schauen bereits von oben neugierige Begeher des Normalweges zu uns herunter in die Nordwand. Wenige Minuten später erreichen wir die Hochfläche und können den Normalweg querend über die Schutthalden zum Einstieg des Slowenischen Klettersteiges hinüberwechseln. Für die "Via Italiana" sind ab Einstieg  für 300 Hm eine knappe Stunde Kletterzeit einzurechnen.  

     

Den Slowenischen Klettersteig (obere Route rot/Skizze) erreicht man nach Querung der Schutthalde, über die der Normalweg, auf die italienische Seite wechselnd, zum Gipfel führt. Im Gegensatz zur "Via Italiana" ist diese Route in die Kat. B der Klettersteige einzuordnen. Über eine Rampe, zum Teil Gerölllrinne führt zwar bisweilen steil, aber ohne ausgesetzte Stellen der Weg zum Gipfel.

 
     
 

Der Slowenische Klettersteig kann durchaus von geübten Bergsteigern ohne Klettersteigsicherung begangen werden. Für weniger Geübte ist eine Sicherung durchaus angeraten. Auch gibt es nicht gesicherte Stellen, die den Schwierigkeitsgrad I+ bis -II ereichen. Auf jeden Fall muss der Steinschlaghelm empfohlen werden, da besonders im unteren Abschnitt einiges an lockerem Geröll herumliegt.

Bild© Karl Heller

   

Der Tiefblick hinunter zur Mangarthütte ist nur an wenigen Stellen möglich; nach einem Linksschwenk und Querung einer Rinne geht es schon in leichtem Gelände zum Gipfel. Vom Ausstieg  der "Via Italiana" mit Querung zum Einstieg sollte man 1Std. 15 Min. bis zum Gipfel veranschlagen. Der Abstieg über italienischen und slowenischen  Normalweg zum Parkplatz dauert etwa 1Std. 15 Min.

 
   

Bild© Karl Heller

     
Für die Julischen Alpen empfohlen:

1)Marek Podhorsky, Julische Alpen - Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen (Bergverlag Rother)

2)Paul Werner - Iris Kürschner, Klettersteigatlas Alpen (Rother Selection)

   
     
Mein Dank auch an meinen Partner Karl Heller für seine Begleitung und zur Verfügungstellung einiger Photos (Bild© Karl Heller)
 
   
Zurück                      Drucken