Mumienfunde in Peru   August 2000

Zu den Grabstätten der "Blonden Inkas"

Maranon

Von Lima nach Chiclayo, im Norden Perus, fliegen wir; dann geht es mit dem Bus 450 km  über Andenpässe wieder abwärts zum Maranon. Dieser Fluss ist einer der beiden Hauptzuflüsse des großen Amazonas. Nach Querung des Flusses hinüber nach Amazonien erreichen wir nach zehn Stunden Fahrt ab Chiclayo über Seitentäler die Provinzhauptstadt Chachapoas.

Bei der Querung des Maranon in der Abenddämmerung werden panikartig alle Fenster geschlossen und ein strenger Geruch von Moskitoschutzsprays und Cremen verbreitet sich im Bus.

   

 

 

 

 

Leimebamba

Von Chachapoas, knapp über 2200 m Höhe, führt uns ein Kleinbus hinein in den Talschluß in die kleine Ortschaft Leimebamba. Entlang der schmalen Schotterstraße gibt es einiges zu sehen: verfallene Rundhäusersiedlungen der Chachapoas an steilen Felshängen, Zitronen- und Feigenbäume auf 3000 m Seehöhe und, vor allem in Kurven und bei Engstellen, viele weiße mit Blumen geschmückte Kreuze am Straßenrand.

Leimebamba, ein kleines verschlafenes Dorf, wäre es nicht der Ausgangspunkt zu einer archäologischen Sensation. Schon um 5 Uhr früh des nächsten Tages stehen wir im Hinterhof unserer Hazienda und starren verzweifelt auf die Maultiere, die uns und unser Gepäck 30 km weit über einen fast 4000 m hohen Pass zum Condorsee (=Mumiensee) tragen sollen.

   

Durch tiefen Morast im Waldbereich reiten wir hinauf auf einen fast 4000 m hohen Pass. Auf der anderen Seite wird es noch unwegsamer und wir wühlen uns meist zu Fuß durch den Urwald hinunter zu Julios Hütte, einer Alm oberhalb des Condorsees. Nach zehn Stunden haben wir unser Tagesziel erreicht und die Pferde sowie unsere Gesäßmuskulatur können sich zumindest einen Tag lang erholen.

Durch großflächige Rodungen zur Schaffung von Weideland hat sich das Mikroklima in diesem Talkessel so drastisch verändert, daß die Grabstätten der Chachapoasindianer (lange Zeit verborgen unter einem Wasserfall im dichten Urwald) sichtbar und von den Einheimischen, in Hoffnung auf Grabbeigaben, geplündert wurden.

   

Condorsee, jetzt (auch in offiziellen Karten) Mumiensee

In der Felswand (rechte obere Bildecke) wurden die Toten unter einem Wasserfall bestattet. Gleichbleibende Temperatur und Luftfeuchtigkeit sicherten über mehr als 500 Jahre die Konservierung.

Um weiteren Plünderungen und Zerstörungen zuvorzukommen, wurden die Mumien in ein eigens gebautes Museum in Leimebamba gebracht. Die Rettungsaktion der Mumien wurde vom Österreichischen Wissenschaftsministerium finanziell unterstützt.

   

In der Felswand etwa 200 m oberhalb des Sees

Sehr romantischer Anstieg entlang des Seeufers und dann durch dichtesten Urwald über glitschige Felsen hinauf zur Wand. Nach Einheimischen und den Wissenschaftlern bei der Bergung der Mumien sind wir hier die erste touristische Gruppe.

An die Felsen angebaute, nach oben offene Häuser und Holzbalkone dienten zur Bestattung der Toten, die in Hockstellung in Tücher und Säcke, verschlossen mit speziellen Schnüren, gewickelt waren.

   

Über Herkunft und Sprache der sogenannten "Blonden Inkas" ist sehr wenig bekannt. Untersuchungen haben ergeben, daß es sich bei den Chachapoas um einen hellhäutigen Menschentyp mit blonden Haaren gehandelt hat. Ihre Stadt- bzw. Festungsanlagen (Kuelap) waren größer als die der "klassischen" Inkas, von denen sie jedoch unterworfen wurden. Bei der Eroberung Südamerikas durch die Spanier schlugen sich Reste des Chachapoavolkes auf die Seite der Invasoren. 

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