Bergnostalgie (1)

 

Fast jeder hat zu Hause eine Schatulle oder (wie ich) eine Schuhschachtel mit alten Bildern. Viele alte Bergbilder, von Freunden und Bergkollegen geschenkt, liegen dort in meiner Schuhschachtel ungeordnet herum. Bei jedem Wühlen in dieser Schachtel tauchen viele, zum Teil auch wehmütige Erinnerungen auf, bisweilen auch Probleme, die Bilder chronologisch einzuordnen. In einem Anfall von Arbeitswut habe ich somit begonnen, diese Bilder digital aufzuarbeiten und mit Text zu versehen. Ein kleiner Auszug daraus ist diese Seite.

  

1959: Mein erster Besuch des Großglockners

Eine Begehung des Gamsgrubenweges, vorbei an der Hofmannshütte bis zum Gletscherweg zur Oberwalderhütte, war für mich damals ein großartiges Erlebnis. In den nächsten Jahrzehnten folgten insgesamt zwanzig erfolgreiche Besteigungen des höchsten Berges Österreichs. Die Normalwege von Kals und Heiligenblut und Stüdl- sowie Meletzkigrat waren die bevorzugten Anstiege.

Franz- Josefshöhe im Jahr 1959

 
   

1991: Glocknerüberschreitung (Stüdlgrat - Ostgrat) mit Peter B. und   Harald D.

Es hatte sich eingebürgert, dass ich zu Ende der Sommerferien meine Freunde auf den Großglockner führte. Diesmal von der gemütlichen Lucknerhütte über den Stüdlgrat zum Gipfel; der gesamte Grat und die Glocknerscharte waren schneefrei, es war eher der Massenansturm und viele langsame Seilschaften daran schuld, dass wir erst nach zwölf Stunden, bereits in der Dunkelheit, wieder bei der Lucknerhütte anlangten.

Am Großglockner (3798 m)mit Peter B. und Harald D.

 
   

1979: Großglockner mit Christiane S. und Helmuth P.

Wieder einmal die übliche Zweitages - Glocknertour am Wochenende vor Schulbeginn mit KollegInnen aus Wien. Diesmal steigen wir über den Normalweg von Heiligenblut nach Querung der Pasterze vorbei am Frühstücksplatz über das Hofmannskees zur Adlersruhe. Zweimal gehe ich an diesem Wochenende, Samstags abends und sehr zeitig Sonntag morgens, über den Ostgrat auf das "Dach" Österreichs.

Franz-Josefshöhe mit Christiane S. und Helmuth P.

 
   

1973: Glocknerumgehung mit meinem Vater

1. Tag: Rudolfshütte, Weißsee, Obere Ödwinkelscharte, Oberwalderhütte, Hofmannshütte.

2. Tag: Adlersruhe, Großglockner, Stüdlhütte, Teischnitzbachtal, Kalser Tauernhaus.

3. Tag: Über Kalser Törl zurück zur Rudolfshütte.

Gipfel Großglockner (3798 m) mit meinem Vater

 
   

1996: Großglocknerüberschreitung mit Peter B. und Freunden aus Neunkirchen

Diesmal übernachteten wir in der neuen Stüdlhütte; frühmorgens bei bestem Wetter, sehr kalt aber wolkenloser Himmel, gehen wir in zwei Dreierseilschaften über den Stüdlgrat zum Gipfel. Der Abstieg über Ostgrat und Adlersruhe zur heimeligen Lucknerhütte zieht sich. Immerhin waren wir an diesem Tag ohne großen Pausen fünfzehn Stunden unterwegs. 

Gipfel Großglockner (3798 m) mit Peter B., Franz S., Karl K., Ricki J. und Petra

 
   

1975: Wiesbachhorn - Großglockner - Sonnblick Überschreitung

mit Erich H.

"Das Auto wurde in Kolm Saigurn am Fuß des Sonnblicks geparkt, dann mit öffentlichem Bus nach Zell a. See; von dort haben wir uns mit Schrägaufzug und Bussen zum Moserboden (Kaprun) hochgeschaukelt und sind gemütlich die ca. 800 Hm zum Schwaigerhaus hinaufspaziert." So beginnt die Eintragung im meinem Tourenbuch über diese eindrucksvolle Überschreitung des Hohen Gletscherdaches.

Der Kaindlgrat, im Aufstieg zum Wiesbachhorn, war damals - im Gegensatz zu heute - noch ein auch im Hochsommer deutlich ausgeprägter, eleganter Firngrat.

Wiesbachhorn (3570 m) - Kaindlgrat  
   

1975: Wiesbachhorn - Großglockner - Sonnblick Überschreitung

mit Erich H.

Der Höhepunkt des zweiten Tages: das Wiesbachhorn, einst auch bekannt durch die NW Eiswand, die schon längst abgeschmolzen ist. Am Normalweg kann man den Gipfel vom Schwaigerhaus leicht in zwei knappen Stunden erreichen, der Panoramablick ist fantastisch! Der Weiterweg führte uns über Klockerin, Gruber- und Keilscharte zur Oberwalder- und zuletzt zur Hofmannshütte.

Gipfel Wiesbachhorn (3570 m)

 
   

1975: Wiesbachhorn - Großglockner - Sonnblick Überschreitung

mit Erich H.

Der dritte Tag brachte eine weitere Steigerung und eine Monsteretappe: von der Hofmannshütte über Meletzkigrat zum Glocknerleitl und weiter auf den Gipfel. Abstieg zur Adlersruhe und nach kurzer Rast über Hofmannskees zur Pasterze und den Gegenanstieg hinauf zur Franz-Josefshöhe. Von dort per Autostop bis zur Fleißkehre oberhalb von Heiligenblut und taleinwärts Richtung Sonnblick zum Ghf. Alten Pocher (Übernachtung).

Erich am Kleinglocknergrat

 
   

1975: Wiesbachhorn - Großglockner - Sonnblick Überschreitung

mit Erich H.

Am letzten Tag bummeln wir noch gemütlich auf den Hohen Sonnblick. Nach Rast am Zittelhaus (Wetterwarte) Abstieg über den Gletscherweg und Querung zur Rojacherhütte. Die legendäre  "Resitant" in ihrer kleinen, fast einer Biwakschachtel ähnlichen Hütte, war uns an diesem Tag wohlgesinnt und bewirtete uns, obwohl wir kein Brennholz mitgebracht hatten. Die Anekdoten über diese Hüttenwirtin sind zahlreich. Bis knapp vor ihrem Tod war sie oben am Berg und führte ein "strenges Regime" auf der Rojacher.

Rojacherhütte mit Erich und der "Resitant"                   (Gletschergoas)

 
   

1980: Tofana di Roces Christiane S. und Marietta H.

Aus einem geplanten Bergsommer mit einigen KollegInnen wurde eine Dreierseilschaft. Nach einigen, aufgrund von schlechtem Wetter missglückten Versuchen, Ankogel und Ortler zu besteigen, verabschiedete sich der letzte von etwa fünfzehn Kollegen am Stilfserjoch. Unsere Dreierseilschaft beschloss daraufhin, das schöne Wetter im Süden zu suchen und wir hatten beste Bedingungen, zuerst in der Tofanagruppe  und anschließend in der Brenta.

Abstieg Tofana di Roces über Menghali Leiter

 
   

1980: Brenta mit Christiane S. und Marietta H.

Bei diesem, meinem ersten Besuch in der Brenta, waren wir Anfang Juli etwas zu früh hier, um die bekannten Klettersteige gehen zu können; noch viel Alt- und auch jede Menge Neuschnee lagen in den horizontal geschichteten Felsbänder. Eine wilde Besteigung der Cima de Brenta (3150 m) über eine steile Firnrinne und der Cima de Tosa als höchste Erhebung der Brentagruppe (3173 m) waren aber eine durchaus lohnende Ausbeute.

Brenta - Cima Tosa  
   

1980: Brenta mit Christiane S. und Marietta H.

In den nächsten Jahren kehrte ich wiederholt in die Brenta zurück und konnte ziemlich alle Klettersteige dieser Gruppe mit Freunden, aber auch oft auch allein erkunden. Obwohl zum Teil sehr ausgesetzt, durch die Länge anstrengend und durch die Höhenlage bis zu 3000 m Kräfte raubend, sind alle diese Klettersteige mit entsprechender Ausrüstung für geübte Bergsteiger sehr lohnende Ziele. Abzuraten ist aber ein Besuch der Brenta im August: im Ferienmonat der Italiener sind alle Hütten vor allem durch Großfamilien überbelegt und die Steige durch unroutinierte Wanderer hoffnungslos überlaufen und blockiert. 

Brenta - Cima Tosa

 
   

1977: Gran Paradiso mit meinem Vater

Nach Besteigung der bekanntesten und höchsten Berge Österreichs lagen die nächsten Ziele zwangsläufig in den Westalpen. Als "Eingehberg" bot sich der Gran Paradiso in den Grajischen Alpen an. Der Berg gilt als einer der leichtesten Viertausender, ist sehr lohnend von der Aussicht und auch als Schitourenziel sehr beliebt. Nach vier Stunden Anstieg vom Rif. Emanuele standen meine Vater und ich bei Sonnenaufgang auf unserem ersten Viertausender.

Gipfelmadonna des Gran Paradiso (4061 m)  
   

1977: Mont Blanc mit meinem Vater

Ermutigt durch die problemlose Besteigung des Gran Paradiso führte uns der Weg weiter nach Chamonix. Nach einem Rasttag mit Seilbahnfahrt auf die Aiguille Midi (3842 m) und Weiterfahrt mit der Verbindungsseilbahn über das Vallee Blanche zur Turiner Hütte fühlten wir uns auch bereit für den Mont Blanc.

Von Le Fayet - St. Gevais-Le Bains  Auffahrt mit der der Tramway du Montblanc bis zur Endstation  Nid`d` Aigle (Adlersnest) auf 2376 m. Von dort über das Hotel Tete-Rousse und auf dem orographisch linken Felsrücken neben dem Grand Couloir zur Gouterhütte.

 

Am Gipfelgrat des Mont Blanc (4807 m)  
   

1977: Mont Blanc mit meinem Vater

Nach einer schlechten Nacht in der total überfüllten Hütte erreichten wir nach einem vierstündigen Anstieg bei optimalen Wetter problemlos den Gipfel des Königs der Alpen: Mont Blanc 4807 m - höchster Berg Zentraleuropas. Als Abstieg wählten wir die Route der Erstbegeher über Grands Mulet (Schutzhütte), den zerrissenen Gletscher im Bereich der sog. La Jonction hinüber zur Plan d`Aiguille. 

Abstieg nach Chamonix - Schutzhütte Grands  Mulet

 
   

1986: Hochalmspitze (Solotour)

Das Treffen mit meiner Gruppe auf der Osnabrücker Hütte hat nicht funktioniert. So steige ich frühmorgens bei traumhaften Wetter allein über die Preimlscharte und sehr vorsichtig über das spaltenreiche Hochalmkees über die Schneeige Hochalmspitze und zuletzt über den Blockgrat hinauf zum Felsgipfel der Hochalmspitze.

Die geplante Überschreitung Detmolder Grat, Celler Hütte hinüber zum Ankogel war an diesem Tag allein nicht mehr machbar.   

Hochalmspitze (3360 m)

 
   

1974: Richterweg mit meinem Vater

Die Stadlwand (Schneeberg) bietet Kletterrouten auch in höheren Schwierigkeitsgraden. Der Zustieg erfolgt über den Stadlwandgraben, ca. 15 Minuten vom   Weichtalhaus flußabwärts. Der Richterweg (-IV) in Verbindung mit dem Stadlwandgrat war eine der beliebtesten Routen für den "Normalverbraucher".

Am 24. Mai 1980, einen Tag nach meinem 30. Geburtstag,  stürzte ich bei der fünften und bislang letzten Begehung dieser Route schon oberhalb der Richterplatte in leichtem Gelände durch Ausbruch eines Felsgriffes ab. So kam ich zu meinem ersten Hubschrauberflug - in das Krankenhaus Neunkirchen - und in den Lokalteil der Kronenzeitung.

Stadlwand - Verschneidung Richterweg  

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